Ob Du nun Top-Model werden möchtest, oder als Amateur-Model einfach nur bessere Bilder erzielen möchtest: Was Du dafür tun musst, ist immer das Gleiche.

1. Werde Freund mit Deinem Körper

Dein Körper ist Dein Kapital. Also nähre ihn durch regelmäßige Bewegung. Der Hauptunterschied zwischen einer hübschen Frau und einem Model ist der Grad, in dem der Körper trainiert ist.

Welches Training eignet sich am Besten?

Nach meinem Dafürhalten ist es der Tanz. Denn Du hast beim Tanzen permanent damit zu tun, Deinen Körper zu bewegen und im Spiegel zu sehen, wie er dabei aussieht. Genau das ist es, was Du zum Posen brauchst. Du musst wissen, wie eine bestimmte Bewegung Deines Körpers aussieht.

Einer der Hauptfehler ungeübter Models ist eine zu verkrampfte Armhaltung. Versuche einmal, Deine Arme locker in die Luft zu halten, wie die Balletttänzerin in diesem Bild:

Und dann spüre nach, welche Muskulatur im Körper Du benötigst, um die Arme so halten zu können. Wahrscheinlich wirst Du spüren, dass hauptsächlich die Rückenstrecker in der Lendenwirbelsäule beteiligt sind.

Das Ballett-Training ist die beste Methode, um diese Rückenmuskulatur zu stärken. Dadurch kannst Du mehr Kurve beim Posing erzeugen und die Arme und Schultern bleiben dennoch schön entspannt. Die Hände bekommen eine ästhetische Form, wie auf dem Bild der Tänzerin zu sehen.

Im Gegensatz dazu achte einmal auf die Hand im folgenden Bild:

Von der Form der Hand abgesehen, liegt das Gewicht des Models auf der Hand, die dann den Oberschenkel eindrückt. Das sieht nicht gut aus. Besser wäre es, den Körper nicht auf dem Oberschenkel abzustützen, so dass die Hand nur sanft auf dem Oberschenkel liegt. Die Kraft dafür kommt aus dem Rücken. Ist die Hand entlastet, kann sie auch eine ästhetischere Form einnehmen.

Zusätzlich zum Ballett ist ein Modern-Training ganz gut, da im Modern sehr viele Figuren vorkommen, die Du als Posen beim Fotografieren verwenden kannst. Halte mal nach Schulen und Studios Ausschau, in denen Du Modern Contemporary lernen kannst.

Wenn Du als professionelles Model über die Agenturen zu etwas kommen willst, wären zwei mal Ballett und einmal Contemporary pro Woche ein gutes Maß, mit dem Du anfangen kannst.

2. Bringe mehr Ausdruck in Dein Gesicht

Emotion übersetzt sich auf Deutsch mit "Ausdrucksbewegung". Das bedeutet: Damit Du Ausdruck in Dein Gesicht bekommst, muss es beweglich sein. Und: Was du über die Augen ausstrahlst, bestimmt die Wirkung eines Bildes.

Eigentlich wäre es ideal, als Model ein Schauspieltraining zu nehmen, weil Du Dich dabei intensiv mit dem emotionalen Ausdruck beschäftigst. Wenn Du keine Lust oder Zeit dafür hast (und manchen fehlt auch das Geld), dann hast Du die Möglichkeit, zu Hause selbst daran zu üben.

Gehe die Grundemotionen durch und drücke sie vor dem Spiegel so intensiv wie möglich aus:

Wut - Angst - Freude - Trauer

Dann nimm Themen, die auf Fotos gebraucht werden können:

Sehnsucht - Selbstbewusstsein - Verliebtheit - Verspieltheit - Eifersucht

Kaufe Dir eine kleine digitale Kompaktknipse mit Selbstauslöser (gibt's ab 79,- EUR). Stell die Knipse so auf, so dass Du von Dir selbst Fotos machen kannst. So kannst Du mit Selbstauslöser den Gesichtsausdruck und die Posen kontrollieren.

Eine weitere Übung ist, den Ausdruck eines Models in einem Modemagazin zu kopieren. Nimm ein Foto aus einem Modemagazin, das Dir gefällt. Übe den Gesichtsausdruck vor dem Spiegel. Dann kontrolliere ihn mit der Knipse. Mach das so lange, bis Du den Ausdruck kopieren kannst. Dann such Dir das nächste Foto. Es geht hier nicht darum, zur Kopie eines anderen Models zu werden, sondern dass Du durch das Kopieren der Gesichtsausdrücke unterschiedlicher Models Deinen Gesichtsausdruck variabel machst.

Bleibe gelassen, wenn's nicht gleich so aussieht, wie das Supermodel. Dafür übst Du ja, dass es besser wird. Und denke daran, dass die Bilder im Modemagazin bearbeitet sind. Versuche also nicht, mit bearbeiteten Bildern zu konkurrieren.

Das Üben mit der Kompaktkamera wird Dir möglicherweise am Anfang etwas schwerfallen, weil Du erst die Kamera bedienen musst, dann Dich vor die Kamera stellen und bis zum Auslösen den Ausdruck ins Gesicht zaubern musst. Aber eben weil es nicht so komfortabel ist, ist es eine wunderbare Übung, um quasi auf Knopfdruck einen bestimmten Ausdruck ins Gesicht zaubern zu können.

Das wirst Du im Model-Alltag brauchen. Es kann durchaus vorkommen, dass Du nach dem Styling 2 Stunden wartest und dann hast Du 15 min Shooting-Zeit und musst in dieser Zeit Dein Maximum bringen. Ich hatte selbst schon solche Shootings. Dabei trennt sich die Spreu vom Weizen ganz schnell und es zeigt sich, welches Model es wirklich drauf hat.

Noch ein guter Tipp: Schneide öfters mal Grimassen, so dass Dein Gesicht beweglich wird. Fange an, mit Freunden und Bekannten lustige Spiele mit Grimassen zu spielen.

Lass ab und zu einen "Urschrei" los. Das befreit die Emotionen. Schreie in ein Kissen. Das hört keiner, es hat aber fast die gleiche Wirkung wie ein lauter Schrei.

3. Schau, wie es die Profis machen

Nimm Dir als Beispiel Sedcard-Fotos von Models, die es geschafft haben, bei den großen Agenturen unterzukommen. Kopiere gnadenlos die Posen und Gesichtsausdrücke der Fotos, die Dir am besten gefallen. Wenn Du das länger machst, wirst Du zu Deinem eigenen Ausdruck finden. Sedcards von absoluten Topmodels findest Du zum Beispiel hier.

Beschäftige Dich mit Mode und schau Dir die Catwalk-Videos auf Fashion Television an.

So sieht professionelles Posing aus: Hier klicken. Das Video zeigt einiges:

- Die Frau findet sich selber toll und zeigt das hemmungslos
- Sie ist absolut sicher in ihren Bewegungen, sie weiß, wie sie aussieht
- Sie kann Emotion transportieren

Suche Dir solche Videos, schau, welche Dir gefallen und fange an, die Bewegungen nachzumachen. Habe keine Angst vor dem Kopieren. Dein eigener Stil kommt von ganz alleine.

Abonniere das Indie-Magazin. Das Magazin kostet 17 EUR im Jahr für 4 Ausgaben und zeigt sehr schöne Editorial-Strecken, die oft eine außergewöhnliche Stimmung transportieren. Hier findest Du Beispiele für Emotionen. Du wirst sehen, dass das selten Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmungen sind. Genau das ist es, was Fotografen für freie Arbeiten schätzen. Und genau mit diesen freien Arbeiten kannst Du Deine Sedcard interessant machen.

4. Verabschiede Dich von der Normalität

Wenn Du normal sein willst, dann wirst Du als Model nicht brillieren. Normal zu sein heißt, der Norm zu entsprechen. Lieschen Müller von nebenan ist normal. Du willst aber ein Model sein, das Aufmerksamkeit erregt.

Das wichtigste, das Du dafür tun kannst, ist: Höre auf, Dir blöd vorzukommen. Schau Dir beim Üben mit der Kompaktkamera die Bilder ohne Urteil an. Die Bilder sind nicht "doof", auch wenn sie nicht so aussehen, wie Du Dir das wünschen würdest. Doch sie sind Deine Orientierungshilfe. Versuche mit Hilfe der Bilder sachlich herauszufinden, was Du verbessern kannst.

Stell Dich beim Tanzunterricht in die vorderste Reihe -- dort ist nämlich der Spiegel. Den brauchst Du für die Selbstkontrolle. Lege die Angst davor ab, in der ersten Reihe etwas falsch zu machen. Es wird passieren: Du machst etwas falsch und alle können es sehen. Wenn Du Dich trotzdem in die erste Reihe stellst, hast Du die richtige Einstellung.

Wenn Du normal sein willst, dann kannst Du dies in Deinen Kontakten mit Freunden und der Familie und Deinen beruflichen Kontakten tun. Nichts ist lästiger, als ein Model mit Allüren.

Ansonsten musst Du Dich aus der Masse heraustrauen.

Und nun kommt die wichtigste Frage:

Soll ich das wirklich alles tun????

Das hängt davon ab, wieviel Du erreichen möchtest. Wenn Du eine professionelle Karriere anstrebst, sind diese Tipps das Minimum. Als ambitioniertes Amateur-Model, das besser werden will, hast Du die Entscheidungsfreiheit, wieviel Du von diesen Tipps umsetzen möchtest. Je mehr Du davon umsetzt, umso besser werden Deine Fotos.

Nur mit konstanter Arbeit an Dir selbst wird es Dir gelingen, als Model zu wachsen.

 

Anhang für Laufsteg-Models

Da wir ab und zu eine Fashion Show veranstalten, habe ich hier ein paar Infos für den Catwalk.

Wir haben ein Video von einem Laufstegtraining aus Youtube ausgesucht, das sehr schön die Grundlagen des Catwalks zeigt. Das Video findest Du hier:

Hier klicken.

Man sieht zuerst die Trainerin laufen und dann ihre Schülerinnen. Der Walk der Trainerin ist von den Bewegungen her fast ein wenig übertrieben, aber dadurch kannst Du schön sehen, worauf es ankommt:

1. Die Hüfte kreist während des Gehens. Dabei ist die Bewegung nach links und rechts stärker, als die nach vorne und hinten. Da die Trainerin die Hände aufstützt, kannst Du die Hüftbewegungen sehr gut nachvollziehen. Beachte auch, wie locker ihre Hände auf den Hüften liegen.

2. Die Schultern lassen sich von der Hüftbewegung kaum beeinflussen. Es ist schon etwas Bewegung darin, aber sie schlackern nicht mit der Hüfte mit. Genau das ist die große Gefahr, wenn Du versuchst, Deine Hüften schwingen zu lassen, dass dann die Schultern unkontrolliert umeinanderwackeln.

3. Die Trainerin setzt beim Gehen die Beine voreinander, so als ob sie auf einer imaginären Linie gehen würde. Suche Dir in der Wohnung oder draußen eine Stelle, an der Du eine Linie zur Verfügung hast (im Teppich, im Laminat-Boden oder draußen auf dem Teer). Versuche so zu gehen, dass die Füße immer auf der Linie bleiben. Und dann die Hüften dazu schwingen...

4. Die Trainerin lässt sich beim Posen richtig Zeit. Sie macht je eine Pose nach beiden Seiten und steht in diesen Posen ca. 2-3 Sekunden lang. Das ist wichtig, weil das ist die Zeit, in der Du fotografiert wirst. Wenn Du dich zu schnell umdrehst, gibt's keine Fotos von Dir auf dem Catwalk und damit nichts für die Sedcard.

Ab 4:29 in dem Video sieht man die Trainerin nochmal, diesmal mit nicht aufgestützten Armen, was für Prêt-à-porter-Shows besser geeignet ist. Schau Dir genau an, was sie mit den Armen und Händen macht.

Du kannst das Video in Einzelschritten laufen lassen, so dass Du den Bewegungsablauf sehr genau studieren kannst. Dazu startest Du das Video und drückst gleich auf die Pause-Taste. Die Pause-Taste ist ja die gleiche Taste, wie die Start-Taste. Deshalb kannst Du durch zwei schnelle Klicks das Video ein winziges Stück weiterspielen und gleich wieder in die Pause versetzen, damit Du die Änderung der Bewegung studieren kannst. Dabei kannst Du dann zum Beispiel sehen, wann genau die Hüfte seitlich nach oben und wieder zurück wandert.

Achte auch auf die Variationen der Beinstellung beim Posen.

Achte auf die Unterschiede zwischen der Trainerin und den Schülerinnen. Wo fehlt es bei den Schülerinnen?